Wenn aus Flieger*innen Freunde werden

so kann‘s gehen:
Vorab, unser für den 14.5. aufwendig geplantes Sommerfest (Grillen mit Flieger*innen und Freund*innen  (gendern ist manchmal misleading 🙂 ) ist dem Wettergott, oder manchmal habe ich ob der schieren Uneinsichtigkeit und Unvorhersehbarkeit desselbigen Verlaufes den Eindruck, wir haben es eher mit einer Wettergöttin (!) zu tun, zum Opfer gefallen. Während die einen bereits intensiv um einen neuen Termin tüftelten, geschah etwas, was John Lennon einmal sehr treffend so zusammenfasste:

Leben ist das, was passiert, während du fleißig dabei bist, andere Pläne zu schmieden.

Und so kam der 2. Sonntag im Mai 2022. Keiner hat‘s gewusst, nichts war vorbereitet und es ist ein wirklich schönes Fliegerfest mit Freunden geworden….

Naja, also ganz so blank standen wir nicht da. Tony Bender reiste mit Säcken und Päcken an, parkte bei Ottmar’s Stadl mit seinem Reisemobil und beehrte uns mit den neuesten Schirm(en) Scharm und Melone der Firma NOVA. Mit seiner Teampilotin Vera zauberte Tony Testivalfeeling auf den Radsberg. Und wie einige von uns feststellten, sind da ein paar ganz gelungene Teile dabei…

Kathi (vulgo satkat) montierte zwei ihrer „Gleitschirmhomeoffice-Konstruktionen“ in Otti’s Nussbaum und beglückte so alle, die einmal ungefährdet das Paragleiterfeeling erfahren wollten…

Fliegerisch, so viel kann ich verraten, begann der Tag um 0930. Die erste leichte Morgenthermik suchte sich blubbernd ihren Weg durch die Inversion, die fetten feuchten Wolken waren noch greifbar nahe. Mit anderen Worten, meine Gelegenheit einmal da rauf zu kreisen und die Unterseite der Basis zu kitzeln. Warum warten bis die auf 2100m steigt, wenn es doch bei 1100m viel einfacher ist? Ein fliegerischer Ansatz, den ich noch nicht wirklich gut unter die Leute bringen konnte…

Im Verlauf des Tages trafen immer mehr Flieger*innen ein, der erst 2021 erweiterte Parkplatz erreichte seine Kapazitätsgrenze und das Treiben wurden bunter. Viele waren gekommen um zu bleiben.

Es dauerte bis in die späten Nachmittagsstunden, bis alle Pilotinnen und Piloten ihre Gleitgelüste so einigermaßen gestillt hatten. Aber kaum welche sind gegangen. Zu beschaulich schwangen die Simulatoren im zunehmenden Ostwind und zu einladend war Tony’s Stand, als dass man oder frau daran sich einfach so zu Auto schleichen konnte. Zugegebenermaßen waren auch viele einfach eingeparkt …

Der traditionelle Fliegerstammtisch unseres Vereins bog sich unter der Last der Hopfen- und Malzgetränke und lustigen Leute rundherum vor Lachen. Gute Stimmung machte sich breiter und breiter. Um was es da ging? Ich hatte das Gefühl, um’s da sein, das hier und jetzt in all seinen Zügen zu genießen und mit lieben Freunden zu teilen… aber was weiß ich… Helmut hat das einmal so formuliert – und ich werde nicht müde es zu verbreiten, weil’s gar so schön ist: „Heimat liegt im Herzen des anderen!“. Da geht es gerade nicht darum, Heimat als Verbindung zwischen Mensch und Raum zu definieren. Ist auch angesichts unserer jahrtausendlangen vagabundierenden Vergangenheit ein untauglicher Versuch! Es ist die vorbehaltslose Offenheit, das wahre Interesse am Gegenüber, die echte Einladung miteinander in Verbindung zu treten und dabei dem „anderen“ ein zugeneigtes Ohr und offenes Herz zu bieten. So, dass ein sich wiederfinden im anderen gelingen kann. So entspinnen sich Gespräche, die beglücken. Wie besonders erfreulich ist es da, wenn ALLE anderen die gleiche Leidenschaft teilen?

Unsere drei nun auch schon in die Jahre gekommenen Musketiere Werner, Ewald und Günther knotzen derweil gemütlich im grünen Gras und erzählten sich was… Wie imma Kristina’s fröhliches Lachen mitten unter ihnen.

Helga brillierte mit ihrem yellow arrow in den sanften spärlich verteilten abendlichen Aufwinden und wäre da nicht noch jemand gewesen, hätte sie sich ihr zweites Landebier heuer wahrlich verdient. Aber wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht – was bekanntlichermaßen nur mit unserem Otti gut funktioniert! – nur diesmal ging‘s um einen anderen: Nachdem er ohne mit der Wimper zu zucken unserem über den Tag verteilten fliegerischen Treiben zusah, schnallte Tony Bender sich als letzter Starter ins Gurtzeug und schwang sich in die Lüfte. Nicht um wie glücklicher Icarus über die Alpen zu fliegen, aber um einsam (Tony the lonely) über uns in luftigen Höhen seine Kreise zu ziehen und letztlich mit eleganter Landung –fast so leichtfüßig, wie sein Fliegen – Anspruch auf das begehrte Landebier zu erheben. Und wer hätte ihm – mit fast unglaublicher 5ojährigen Flugerfahrung – das streitig machen wollen?

Und da in dieses wunderbare Szenario packt Max seinen Spielekoffer aus. Und was für eine Freude hat er uns damit gemacht: Eine handvoll spärlich bekleideter Menschen (nach unten hin abnehmend) tanzten um ein für ein Trampolin mit zu großen Maschen belegtes rundes Netz und wurden nicht müde einen kleinen schwabelligen Ball auf das am Boden liegende Geflecht zu bugstieren. Aus Boris im hohen Gras positionierten Lautspeaker – er scheint überall und für jede Gelegenheit einen parat zu haben –  erklang Hare Krishna von George Harrison. Die anschmiegsame Melodie von „My sweet Lord“ legte sich wie ein Zauber über den zwanglos versammelten Verein. Fazit: Man muss nicht dem Hinduismus frönen, um eine schöne Zeit miteinader zu verbringen, aber manche Mantras können das unterstützen 🙂 Und als schließlich die Sonne hinter dem Horizont verschwand (zumindest auf das kann man sich bei der Wettergöttin verlassen), war gar nicht so viel wegzuräumen, keine kalten Kohlen im Grill, keine Leichen im Keller. Beschaulich verstaut Tony seine Schirme im Bus und reiste von dannen. Danke für dein Kommen, für dein Dasein und für den fachlichen Austausch über das Fliegen. Danke euch allen für den wunderschönen Tag!

Allzeit Glück ab und gut Land, Sebastian