Den Schönwetterprognosen folgend kamen trotz kurzfristiger Organisation 22 Clubmitglieder der Einladung zum 2-tägigen Radsberg-Flieger-Ausflug ins Lesachtal nach. Eine bunte Gruppe aus Vereinsmitgliedern der ersten Stunde an (1988) bis hin zu frischgebackenen Scheininhabern (2020), wie auch Hike&Flyern, Hochleistungsstreckenpiloten, Genussfliegern, Wiedereinsteiger, Sicherheitstrainingserprobte, Viel- und Wenigflieger, ob jung oder alt, ob Mann oder Frau sowie auch Interessierte am fortlaufenden Starthelfer- und Rückholerseminar (nichtfliegende Partner/innen von Piloten). Diese vielfältige Gruppenmischung ist für ein Organisationsteam (Vereinsvorstand), nicht nur in Coronazeiten immer wieder ein spannender Auftrag, die Erwartungen jedes Einzelnen an einen Clubausflug zu erfüllen. Das fängt bei den Kosten an, geht über die Unterbringung und endet beim Flugerlebnis, das letztendlich den Maßstab über die Qualität des Ausfluges festlegt und stark vom Wetter abhängig ist.
Erster Tag, Anreise am Vormittag, Treffpunkt um 10:30 Uhr in Obertilliach. Und dann war da dieser Nebel. Ok, Herbst, stabile Wetterlage, Kaltluftsee, alles erklärbar, man kennt sich ja aus, beim Wetter. Briefing am Landeplatz (1.415 m), der Talwind hat schon eingesetzt, „bis Mittag ist der Nebel weg“ … ok bis spätestens um 13:00 Uhr. Das war er dann auch, in ganz Österreich, nur nicht im Lesachtal. Die „early birds“ Sissi und Andi sind schon bergauf unterwegs, als die meisten erst zuhause wegfahren. Der Nebel trübt, er hält sich hartnäckig und die beiden Gipfelstürmer steigen letztendlich wieder ab. Die Gruppe wird von Andrea mit Apfelstrudel versorgt. Somit ist zumindest ein Grundbedürfnis gestillt, das andere, nämlich FLIEGEN muss noch warten.
Parawaiting ist auch schön, vorausgesetzt, dass man mit dem Lift nach oben kommt und dass die Sonne scheint. Ein wunderschönes Panorama, bis auf den Nebel im Tal. Macht nichts, die Gruppe sitzt auf der Terrasse der Conny-Hütte, der Schmäh läuft. Streckenflugprofi Hoppl ist nicht mehr zu halten, er entschließt sich nach Südtirol zu den drei Zinnen zu fahren um anschließend von dort wieder zurück ins Lesachtal zu fliegen. Ok, wir wollen ihn von solchen Utopien nicht abhalten.
Um 14:30 Uhr ist es schließlich so weit. Nach zwischenzeitlichen Startplatzwechsel, 250 m höher, dem leichten Westwind angepasst und mit direktem Blick zum Landeplatz kann gestartet werden (2.180 m). Bester Startwind, es fliegt! Ok, nicht ganz, es gleitet. Erste Erfahrung mit dem laminaren Talwind. Für die meisten ist ein Flug über traumhafter Landschaft in der Tasche und mit dem Lift geht’s wieder hinauf. Leider werden Bergstationen von Liftanlagen nicht immer am Gipfel eines Berges errichtet. Macht auch nichts, Hike&Fly ist auch mit schwerem Gepäck erlaubt. Eine kleine Gruppe will ganz nach oben.
Gipfel Golzentipp, 2.317 m, höher geht’s nicht mehr, leider bzw. Gott sei Dank. Wind von hinten, warten, Wind von seitlich vorne, starten. „Oben bleiben“ funktioniert leider nicht, Gleitflug, Talquerung, denn da gibt es den Talwind samt Prallhang. Das schmale Aufwindband reicht nicht höher als 1.700 m, aber immerhin, „oben bleiben“ funktioniert. Und das wollen viele, es geht „drunter und drüber“, auch für Streckenflieger, wie unseren Steirer Zweileiner-Harry. Immerhin schafft er beim zweieinhalbstündigen Polieren des Prallhanges mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 2,24 km/h eine Tracklänge von knapp 90 km auf sein Konto zu bringen. Klingt gut, aber dafür gibt es kein FAI-Leistungsabzeichen, nur genügend Airtime.
Den laminaren Talwind nützen noch viele zum Goundhandling und für Landebiergespräche. Alle sind glücklich. Großes Staunen, als plötzlich Hoppl in der WhatsApp-Ausflugsgruppe postet, dass er vom Monte Piana über die drei Zinnen hinweg (mit Fotonachweis) bis ins Lesachtal geflogen und beim Hotel gelandet ist. Unglaublich. Somit war er noch am selben Abend als Vortragender für ein spannendes Streckenflugseminar verpflichtet, das er nach dem Abendessen bis in die späten Nachtstunden hinein hielt. Hier die Zusammenfassung der wichtigsten Punkte: „HOCH FLIEGEN, hoch fliegen, hoch fliegen“ … und natürlich mit Vollgas.
Tag 2: Aufgrund der Wetterprognosen, Südwest-Lage, entscheiden wir uns für das Fluggebiet Monte Elmo (Helm, 2.200 m), mit großflächigen Startmöglichkeiten ober der Baumgrenze. Sexten, Nullwind, Landeplatzbesichtigung (1.330 m), wie es sich gehört, Erklärung des Talwindsystems nach Lehrmeinung (tatsächlich kam er dann genau aus der Gegenrichtung). Alle fahren mit der Gondel hoch und auch noch die Piloten vom Cumulus Club Sexten, die ihre Vereinsmeisterschaft haben.
Bergstation, Hütteneinkehr, dann Fußmarsch zum Startplatz. Guter Startwind, es fängt an zu labilisieren, der erste Einheimische ist an der Basis. Massenstart der Sexten-Flieger, die sich in einem 11 km FAI-Dreieck messen. Auch wir sind mittlerweile alle in der Luft. Es fliegt, es fliegt sogar sehr gut. Newcomer Daniel fliegt durchgehend mit angelegen Ohren, Sicherheit geht eben vor. Vom Fliegen in guter, teils bockiger Thermik bis zum butterweichen Soaren am Prallhang, alles kann erlebt werden. Auch unser einer schafft ein kleines FAI-Dreieck. Chrissi entschließt sich heimwärts zu fliegen und landet im Pustertal. Früher oder später sind alle wieder glücklich am Boden, beeindruckt vom gewaltigen Felspanorama der Dolomiten. Der letzte Apfelstrudel von Andrea und die letzten Landebiere finden ihre Abnehmer und jeder freute sich schon auf die Pizza bei der Heimreise. Letztendlich war es ein toller Ausflug mit passendem Quartier im Dolomitenhof und mit super Stimmung.
Glück ab, gut Land, Ewald
Video von Wolfi Rabl: https://youtu.be/ljTXNnaShqs