Kärntner Landesmeisterschaft – Ein fliegerisches Erlebnis

Toller Bericht eines “alten Newcomers”

Liebe Fliegerfreunde,
ich darf kurz (nomen est omen – schließlich heiße ich Sebastian mit Vornamen) von den Kärntner Landesmeisterschaften im Paragleiten berichten:

Zuerst die Eckdaten: 4.-5. Juli Seeboden;
Mit Unterstützung durch die Transsylvania Versicherungsagentur konnte ich rechtzeitig die notwendigen haftungsrechtlichen Rahmenbedingungen herstellen, die die Anmeldung an einem Wettbewerb abverlangte. Damit – so nahm ich zumindest an – stünde einer erfolgreichen Teilnahme nichts mehr im Wege. mitnichten, ich habe den Faktor Mensch nicht mitgerechnet (mich selber in diesem Falle): 
ich habe ungefähr alles falsch gemacht, was so ein Neuling nur falsch machen kann. Zu den größten Fehlannahmen:
1. Da ich nun schon eine Zeitlang fliege, dachte ich die Newcomer-Klasse wäre wohl unpassend. So habe ich mich für die schwierigere Aufgabe mit den schnelleren Flügeln und der Gruppe, die kein ausführliches Briefing bekommt, entschieden.
2. Da ich ja sonst nur 1 – 1,5h in der Luft bin, hatte ich kein Wasser dabei! So musste ich den zweiten Task wegen Dehydrierung nach 2,5h abbrechen.
3. Wie immer ging ich als erster raus. Na, welcher super Radsberg-Hangkratzer und Thermikschnüffler wird den von 1800m um 1300 absaufen? ()
4. Der einzige Task, der mir so einigermaßen gelungen ist, konnte am Gerät, wegen fehlerhafter Datei nicht ausgelesen werden! Na, wer braucht denn a zweites Gerät? (xctrack am mobil zB)
 
Die Highlights im Überblick: Mit 60 Para-Cracks in einem Linienbus einen schmalen Weg in Serpentinen zur Hütte rauf kutschiert zu werden, wo bei jeder Kurve (eigentlich Kehre) das Hinterteil über den Abgrund schwingt. Dann weiter zu Fuss mit Unterstützung eines Pick-ups, der die Schirme nachbringt, und dabei so beladen ist wie ein indischer Regionalzug. Oben 2 Stunden Para-Waiting mit der creme de la creme der Szene auf der wunderschönen Alexanderhütte am Tschiernock. Nach dem Briefing geht’s endlich weiter zum Startplatz rauf. Der wiederum war so flach, dass man vor dem abheben bereits 3 touch and gos hinter sich gebracht hatte (oder eben nicht). Das Bild, wie alle Schirme sich auf der Wiese tummeln, erinnert an einen guten Radsberg Wochenendflugtag 🙂 und MEHR! Sehr farbenprächtig und es raschelt an allen Ecken und Enden.  
Zum ersten Tag nur so viel: Es wurde eine 51km Aufgabe gestellt und ich habe mich für ein "race to goal" entschlossen! Wie das? Mit der Einstellung, "wer wird denn absaufen auf 1800m?" und einer Thermiklandschaft, wo du 0,5 minus eindrehen musst, um überhaupt den Landeplatz zu erreichen, kommt man eben nicht weit. Wenn es die Rennleitung genehmigt hätte, wäre das mein Streichresultat gewesen…
Aber nun zum zweiten Tag: Alles spielt sich wie am Vortag ab. Das Raufführen, der Anstieg zur Hütte und dann der Marsch zum Startplatz. Dadurch, dass ich das als Wiederholung empfinde, stellt sich das trügerische Gefühl  "ich würde dazugehören" 🙂 ein…
Endlich die Durchsage "The window is open" und … keiner geht raus! Für mich gab’s da auch am zweiten Tag kein Halten: up, up and away. Diesmal war die Thermik gut und es ging gleich schön hinauf (klingt schon fast wie ein Bericht von der itzeflyblogspot-Seite :)). In dem schönen Bart kam ich mir bald vor wie ein zitternder Grashalm im Herbst: umringt von lauter Sicheln! Sanft umkreisen mich die ersten Profis. Noch bin ich dabei – die Vorzüge von B-Schirmen beim Zentrieren…. Wir versetzen zurück Richtung Gipfelgrad und es geht stetig bergauf. Nun kommt doch etwas Hektik auf, da UNTEN: einer nach dem anderen – oder manchmal einer neben dem anderen und manchmal auch einer über dem anderen – Schirmen wird aufgezogen und startet.. Das läuft jetzt ab wie ein Uhrwerk.
Es bildet sich ein zweiter und ein dritter Kegel mit Schirmen. Alle drehen links rum (meine Schokoseite), weil ein "ungerader Tag" ist. Meine Blase geht immer höher und immer weiter nach hinten und somit weg vom Startzylinder. Ich entscheide mich gegen den Pool (dieser Entschluss gehört eigentlich auch in obige Aufzählung der größten FEHLER) und suche mir einen neuen, näher Richtung erster Boje. Komisch, dass ich mich da alleine wiederfinde und viel TIEFER. Als das Rennen beginnt, und wir in den Startzylinder reinfliegen bzw. den verlassen dürfen, war ich mittlerweile meilenweit davon entfernt. Mit gemischten Gefühlen beobachte ich die schönen Sicheln, wie sie gelassen Richtung Mirnock ziehen. Ich soare um mein Leben und muss wieder zurück an den Start, Höhe machen – zumindest da bin ich in meinem Element :). Wirklich mit den Letzten verlasse ich die Alexanderhütte in bedenklicher Höhe. Ich beschließe das Rennen von hinten zu kontrollieren. Und wieso zeigt mir das Vario jetzt 54366km bis zum ersten Wegpunkt? WIESO FUNKTIONIERT DAS NIE, WENN MAN ES BRAUCHT? Ich lösche den Task während des Fluges, und pfeife drauf. Gottseidank leuchten die drei Musketiere mit den Skyman Schirmen (die wären super als fliegende Wendebojen) so heraus, dass ich ihnen leicht folgen kann.. Da beim Mirnock der Zylinder 6km weit ist, brauche ich nicht direkt hin, und kann vorher umdrehen (das beruht aber, nach LÖSCHEN der Task nur auf meiner Schätzung). Wie immer, komme ich beim Retourflug tief an, sehr tief. Oben leuchten – nennen wir sie einmal Tick, Trick und Track – die Skymänner! Ein super Bart bringt mich wieder auf Arbeitshöhe. Zurück zum Grad Richtung Tschiernock. Das nächste Ziel ist schon die Reiseckgruppe – die sollte ich aber nie erreichen 🙁 . Leider bin ich für die direkte Linie über den Grad etwas zu tief und muss herumfliegen (Track geht’s ebenso, während Trick sich darüber rettet). Wieder vorne bei der Alexanderhütte habe ich Heimvorteil. Ein schöner Bart bringt mich wieder hoch. Ohne zum Tschiernockgrad zu versetzen, quere ich gleich Richtung Reiseckgruppe. Der Mund ist schon recht trocken (siehe oben!). Ich lasse Trick und Track hinter mir.  Wieder komme ich an den Ausläufern des Massivs tief an. Das wird zur Routine. Endlich sehe ich Tick wieder. Dessen Schirmfarbe schlägt sogar meine :). In bester Radsbergmanier soart er schon etwas weiter oben den Hang hinauf. Das kann ich auch :). Also  grabe ich einen Bart aus und rette so zwei Nachzüglern das Leben (Kontrolle von hinten :)).  Toll wieder einmal einen Berg von oben zu sehen. Jetzt geht mir endgültig der Saft aus. Ich entschließe mich, das Rennen abzubrechen (ultima ratio). Einmal das Reiseck sehen und zurück.  Richtung Seeboden sehe ich draußen Track, wie er heroisch einen Bart dreht. Wohin es ihn wohl bringen mag?
Über dem Landeplatz Seeboden treffe ich wieder auf die Creme de la Creme – nur das wir aus entgegengesetzten Richtungen kommen. Beim Höheabbauen kommen sie mir jedenfalls  nicht nach :). Leichtfüßig überspringe ich die Ziellinie. Als ich zusammenpacke, kommt gerade ein alter Lappen an: Toll, wie Mr. Pasha da mit hält. Wehe, wenn Yoshi einmal einen RICHTIGEN Schirm fliegt!  
Alles in Allem war es eine super Erfahrung. Schön war’s mit so vielen Fliegerfreunden vom Radise dabei gewesen zu sein. Das kann ich nur jedem empfehlen.
Glück ab, gut land!
Sebastian

 

Ergebnisse:

 

http://www.paragleiter.org/